Die Sycamore und das Krokodil

Im Jahr 1959 erfuhr das Landungsschiff Krokodil der Bundesmarine einen größreren Umbau. Um als Führungs- und Arztschiff zu dienen wurde neben einem Lazarett ein Hubschrauberlandedeck aufgebaut. 

Manöver mit SC+201 und SC+206. Foto: BMVg via Sycarchiv

Die erste Landeerprobung fand am 18.06.1959 statt. Um 11:17 Uhr startete die Sycamore SC-201 in Kiel-Holtenau mit Korvettenkapitän Polzin als erstem FF in Richtung Krokodil. Das Krokodil befand sich nur eine knappe halbe Stunde Flugzeit vom Holtenauer Unterland entfernt. Es fanden mehrere Starts und Landungen auf dem Landungsschiff statt. Am 19.06. und 20.06. wurde die Erprobung in gleicher Art und Weise fortgeführt.

Am 14.10.1959 gab es ein weiteres Manöver zwischen der SC-201 und dem einzigen Schiff der Bundesmarine mit einem Landedeck. Nach einer Deckslandung bei Wilhelmshaven, lief die Krokodil mit dem Hubschrauber an Bord Richtung Hörnum (Sylt). Während mehreren Flügen vom und zum Schiff wurden diverse Kommandeure und der Kommandant der L750 befördert. Am 16.10.1959 startete die Sycamore vor Cuxhafen vom Schiff und trat die Heimreise nach Kiel an.

Ein weiteres Manöver der amphibischen Streitkräfte fand am 11.11.1959 statt. Ebenfalls wurde hier die SC-201 eingesetzt. Vermutlich war bei diesem Einsatz ebenfalls die SC-206 in VIP-Lackierung beteiligt. Am Nachmittag verließ die SC-201 das Landedeck um die Nacht in Wilhelmshaven zu verbringen. Am Morgen des 12. November, steuerte die Sycamore erneut die „Krokodil“, welche sind nördlich von Wangerooge befand, an. Zu diesem Zeitpunkt wurde aus dem Übungsmanöver allerdings ein richtiger Einsatz. Am Vorabend wurde gegen 23:00 eine britische Hawker Hunter als überfällig gemeldet. Der letzte Kontakt der in Jever gestarteten Maschine war um 16:00. Nach 18 Stunden völliger Fehlplanung der Royal Air Force, wurden „Krokodil“ und ihr fliegender Gast in die Suche nach dem Jet eingebunden. Während sich das Landungsschiff auf den Weg ins Suchgebiet begab, musste Oberbootsmann Lehmann mit der SC+201 zunächst nach Jever zu einer Lagebesprechung verlegen. Nach 35 Minuten in Jever startete die Sycamore erneut zur „Krokodil“ und landete dort um 10:20. Wohl um die Reichweite zu erhöhen, startete der Hubschrauber erst um 14:00 Uhr zu einem 90-minütigem Suchflug. Wäre die Maschine sofort ins Suchgebiet geflogen hätte sie dies bereits nach 20 Minuten erreichen können. Die Suche verlief erfolglos. Gegen 20 Uhr fing ein Suchflugzeug der RAF einen kurzen SARAH*-Impuls auf und sorgte nun für neue Hoffnung. Da sonst kein Schiff mit SARAH-Geräten ausgestattet war, wurde die Sycamore auf dem Landedeck als Empfänger genutzt. Um Helgoland herum wurde das SARAH-Gerät immer wieder eingeschaltet – auch hier verlief die Suche erfolglos. Die Hunter und Ihr Pilot, Flying Officer Reggie R.W. West, wurden nie gefunden. Ein detaillierter Bericht über die völlig unverantwortlichen Suchmaßnahmen der RAF ist im Buch „Mayday-Mayday…“ von Hermann Neuber zu finden.

*SARAH: Gerät zur Ortung von Notsignalen z.B. von Schwimmwesten;