Die Sycamore bei der Marine.
Der erste Fliegende Seenotrettungsverband der Marine war die 1958 aufgestellte Marine-Seenotstaffel in Kiel-Holtenau. Neben der Grumman Albatross war die Anschaffung von einigen Bristol Sycamore vorgesehen.
Nachdem die ersten Hubschrauberführer der Marine bei der Luftwaffe in Memmingen ausgebildet worden waren, stand die Überführung der ersten Marine Sycamores an.
Drei frischgebackene Piloten verlegten am 16.06.58 um 9:45 Uhr mit der Percival Pembroke, SC+302, von Uetersen mit Zwischenstopps nach Weston-Super-Mare in England. Im Ortsteil Oldmixon wurden die Bristol Hubschrauber gefertigt. Die ersten vier Maschinen wurden von den drei Marinepiloten sowie dem Testpiloten Commander Eric Brown*, am Morgen des 17.Juni übernommen, einem Testflug unterzogen und schließlich in Formation nach Deutschland überführt. An dieser Stelle soll auf den Artikel zur Überführung der Sycamore verweisen werden. Als erstes SAR Kommando der Marine wurde ab Ende 1958, werktags, eine Sycamore auf dem Fliegerhorst in Schleswig vorgehalten. Am 16.07.1959 wurde der Verband umstrukturiert und hieß ab sofort Marine-Dienst- und Seenotgruppe. Dies umfasste die permanente Bereitstellung einer Sycamore auf dem Heimatplatz in Kiel-Holtenau und bei Bedarf in Husum und/oder Schleswig. Da die Staffel mit vier Hubschraubern keine drei Kommandos, Übungsbetrieb und Backup-Maschinen bereitstellen konnte, entscheid sich die Führung zur Aufstockung der Sycamore-Flotte.
So wurden zunächst die beiden Maschinen der Flugbereitschaft in Köln-Wahn (C/N: 13463 | 13475) im Mai 1960 übernommen und fortlaufend mit den Kennungen SC+205 und +206 versehen. Mindestens eine der beiden Maschinen flog bei der Marine vorübergehend in ihrer Blau-Weiß-Naturmetall Lackierung weiter. Lediglich die Kennung und das Symbol der Marineflieger, der schwarze Anker im weißen Kreis, deuteten auf den neuen Betreiber hin.
Zwei Monate später trat die Flugzeugführerschule „S“ die beiden Maschinen C/N 13442 und 13445 an die Marine ab. Entsprechend wurden die Kennungen zu SC+207 und SC+208. Im Februar 1961 folgten dann die AS+322(13466) und AS+324 (verm. 13440) aus Faßberg, welche zu SC+109 und SC+110 wurden. Die SC+210 ging jedoch schon drei Monate nach der Übernahme, durch einen Unfall bei der Landung auf Borkum, verloren. Im Frühjahr 1961 wurden die beiden ehemaligen VIP Hubschrauber gegen Maschinen mit den Werknummern 13446 und 13465 ausgetauscht. Die Kennungen blieben jedoch SC+205 und SC+206. Demnach lässt sich sagen, dass bei der Marine 12 verschiedene Bristol Sycamore im Einsatz waren, aber maximal zehn Maschinen gleichzeitig im Bestand waren. Ab 1.Oktober 1961 galt die Marine-Dienst- und Seenotgruppe als Geschwader und stellte von nun an drei SAR Kommandos in Holtenau, Husum und Sylt. Genau zwei Jahre später als das Geschwader zum Marinefliegergeschwader 5 wurde, waren die SAR Standorte durch Borkum und Nordholz erweitert worden.
In diesem Zuge drängte sich unweigerlich ein weiteres Hubschraubermuster in den Flugbetrieb. Die H-34 war der Sycamore in Leistung, Kapazität, Sicherheit und Blindflugeigenschaften deutlich überlegen.
Im Februar 1965 wurde das Kennzeichensystem in der Marinefliegerei überarbeitet. Die Maschinen SC+201 - +209 erhielten ab sofort die Kennungen WE+541 - +549.
Ab Januar 1967 wurden die Sycamores schrittweise an andere Bundeswehrverbände abgegeben. Die WE+544 und +545 gingen ans HTG64 nach Landsberg und die restlichen Maschinen an die noch existierende 3. Hubschrauber Rettungsstaffel nach Ahlhorn.
Die Außerdienststellung der Bristol Sycamore erfolgten beim MFG5 am 30.Mai 1967.
Bis zu diesem Zeitpunkt sind mit diesem Muster rund 8886 Flugstunden abgeleistet worden.
*Eric Melrose „Winkle“ Brown, Testpilot und Captain der britischen Royal Navy.
Quellen: F-40 Flugzeuge der Bundeswehr #20 "Bristol Typ 171 >>Sycamore<< Mk.52" von Michael Riedesser; ...Mayday, Mayday,... -SAR-Hubschrauber von Hermann Neuber; Zeitzeugen; Flugbücher